Volker Bartheld
2018-12-16 09:21:43 UTC
Ich bin eigentlich recht pragmatisch, beim Bölkstoff. Die milden
Getreidebrände lassen sich recht gut trinken, Tyrconnell ist ja eher ein
Mädchenwhisky, wie man so hört. Zu den eingefleischten Fans von sog.
"torfigen" (gemeint ist eigentlich: phenolhaltigen) Genüssen sollte man
mich jedenfalls nicht zählen.
So habe ich irgendwann einen Talisker Skye verkostet. Mehrfach.
Unvoreingenommen, offen, wohlwollend. Man sagt ihm Folgendes nach:
"Leichter Pfeffer und Erdaromen mit Meersalz und Rauch. Fruchtigkeit von
Orange und Mango. Anfangs weich, süß und leicht rauchig. Dann Würze von
gesalzenem Karamell mit Honig- und Barbecuearomen. Lang, wärmend und
dennoch frisch mit starkem Pfeffer und süßlichem Rauch.". Angeblich sei der
Talisker 10 _noch_ würziger. OMG.
Nun also weg von der Marketingeuphorie und hin zu Volkers subjektiven
Eindruck: Auch wenn ich jetzt nicht unbedingt ätzen wollte, daß der
Talisker schmecke wie ein gepefferter Lutscher aus frisch geteerten
Eisenbahnbohlen, so drängt sich doch eine gewisse Analogie auf. Wärmen tut
er auch, stimmt - sogar so lang anhaltend im Abgang und so stark, daß ich
mich versucht fühlte, ihm einen Spritzer Münchner 15,8°dH Leitungswasser
entgegenzuschleudern. I. d. T. geht er ziemlich rauchig in die Nase, ob das
nun Torf ist oder eine Pertinaxplatine, auf der ein Hochstromunglück
passiert ist, vermag ich nicht zu diskutieren.
Diesen Whisky in ernstzunehmenden Mengen auf Zimmertemperatur zu trinken
ist, kurz gesagt, ein Abenteuer. Ein Abenteuer, das mir fast ein bißchen zu
spannend ist. Spezl Clemens (seines Zeichens eingeschworener
Talisker-Freund) darf mich gerne als Muschi bezeichnen, das muß und werde
ich mir mit stoischem Blick gefallen lassen.
Man sagt, der Talisker Skye solle den bekannten 10-Jährigen Single Malt im
Einzelhandel ersetzen. Hmmm. Das darf er gerne. Ich werde mich dann aber
definitiv von ihm fernhalten und zukünftig was trinken, was "Auchentoshan
12 Jahre" heißt, oder vielleicht "Glenkinchie", auch wenn man mich für mein
Bedürfnis nach Leichtigkeit und Weichheit evtl. auslacht. "Dauer-Tiefpreis"
(30€) liest sich doch auch vielversprechend.
Noch vielversprechender allerdings der mittlererweile erprobte Tyrconnell,
den man via Amazon-Alkoholiker-Blitzversand für sage und schreibe 17,52€
die Buddel bekommt. Da brauche ich mir eigentlich nicht mit verschnittenem
Noname-Zeugs von ALDI oder REWE den Abend verderben, selbst wenn der
Clarke's 1866 Straight Burbon mit Cola nach Ansicht des
Internet-Fachgremiums und eigenen Recherchen auch ganz gut reinschädelt.
Anderswer verewigte den mir unverständlichen Verriß "Da kann man doch
direkt an ner Metallstange rumlutschen. Das Geld investiere ich lieber in
ein gutes Glas!". Je nun. Der eine brüllt bei metallischen Tönen die
Keramik an, der andere denkt bei Torf eher an die verblichene Endstufe
seines chinesischen Hifiturms und wieder jemand verträgt einfach keinen
Alk.
Rum trinke ich auch ganz gerne, sogar den 80-prozentigen "Stroh" - z. B. im
Glühwein oder Jagatee, so wie man halt gelegentlich zu einer mordsmäßig
parfümierten Nutte geht, wenn es hart auf hart kommt.
Udo, der Physiotherapeut meines geringsten Mißtrauens, dem ein Fachkollege
seit mehr als 15 Jahren ebenso mühsam wie vergeblich versuchte, die weite
Welt der Whiskyvielfalt und Erlebnissensorik zu eröffnen, machte jüngst auf
eine alternative Genußform zu Gersten-GetreideDestilaten aufmerksam:
Zuckerrohrschnaps.
Hier insbesondere: Ron Quorhum 12 Jahre. Oder sogar in Form seines 23 Jahre
alten Bruders. "In hochwertigen Eichenfässern, die ehemals Bourbon-Whisky
beinhalteten, wurde dieser Rum gelagert. [...] Mit frischen Noten, die
sich leicht an hochwertigen Gewürzen orientieren und eine sanfte Süße in
sich vereinen, schmeichelt der Rum der Nase. [...] So sind Karamell und
Rosinen wohl die Hauptbestandteile, die der Kenner am Gaumen spürt,
Hauptbestandteile, die dem Gaumen schmeicheln und ihn gar sanft
stimulieren.". Tränen der Rührung steigen mir von der Nase in die Augen.
Rum als sekundärer Endoparasit eines Laubbaums, wie er an den
Hinterlassenschaften mißliebiger Alternativspirituosen schmarotzt.
Je nun. Auch wenn es unter Fachkundigen heißt, mit Rum vs. Whisky wäre es
wie mit Prince vs. Michael Jackson, mit Arnold Schwarzenegger und Sylvester
Stallone, Opel vs. Volkswagen, mit Tennis gegen Golf: Entweder, oder.
Bißchen Bi geht nie.
Mir ist das scheißegal. Bin halt opportunistischer Gourmand und kein
Schöngeist.
In diesem Sinne: Einen feuchtfröhlichen dritten Advent und Prost!
Volker
Getreidebrände lassen sich recht gut trinken, Tyrconnell ist ja eher ein
Mädchenwhisky, wie man so hört. Zu den eingefleischten Fans von sog.
"torfigen" (gemeint ist eigentlich: phenolhaltigen) Genüssen sollte man
mich jedenfalls nicht zählen.
So habe ich irgendwann einen Talisker Skye verkostet. Mehrfach.
Unvoreingenommen, offen, wohlwollend. Man sagt ihm Folgendes nach:
"Leichter Pfeffer und Erdaromen mit Meersalz und Rauch. Fruchtigkeit von
Orange und Mango. Anfangs weich, süß und leicht rauchig. Dann Würze von
gesalzenem Karamell mit Honig- und Barbecuearomen. Lang, wärmend und
dennoch frisch mit starkem Pfeffer und süßlichem Rauch.". Angeblich sei der
Talisker 10 _noch_ würziger. OMG.
Nun also weg von der Marketingeuphorie und hin zu Volkers subjektiven
Eindruck: Auch wenn ich jetzt nicht unbedingt ätzen wollte, daß der
Talisker schmecke wie ein gepefferter Lutscher aus frisch geteerten
Eisenbahnbohlen, so drängt sich doch eine gewisse Analogie auf. Wärmen tut
er auch, stimmt - sogar so lang anhaltend im Abgang und so stark, daß ich
mich versucht fühlte, ihm einen Spritzer Münchner 15,8°dH Leitungswasser
entgegenzuschleudern. I. d. T. geht er ziemlich rauchig in die Nase, ob das
nun Torf ist oder eine Pertinaxplatine, auf der ein Hochstromunglück
passiert ist, vermag ich nicht zu diskutieren.
Diesen Whisky in ernstzunehmenden Mengen auf Zimmertemperatur zu trinken
ist, kurz gesagt, ein Abenteuer. Ein Abenteuer, das mir fast ein bißchen zu
spannend ist. Spezl Clemens (seines Zeichens eingeschworener
Talisker-Freund) darf mich gerne als Muschi bezeichnen, das muß und werde
ich mir mit stoischem Blick gefallen lassen.
Man sagt, der Talisker Skye solle den bekannten 10-Jährigen Single Malt im
Einzelhandel ersetzen. Hmmm. Das darf er gerne. Ich werde mich dann aber
definitiv von ihm fernhalten und zukünftig was trinken, was "Auchentoshan
12 Jahre" heißt, oder vielleicht "Glenkinchie", auch wenn man mich für mein
Bedürfnis nach Leichtigkeit und Weichheit evtl. auslacht. "Dauer-Tiefpreis"
(30€) liest sich doch auch vielversprechend.
Noch vielversprechender allerdings der mittlererweile erprobte Tyrconnell,
den man via Amazon-Alkoholiker-Blitzversand für sage und schreibe 17,52€
die Buddel bekommt. Da brauche ich mir eigentlich nicht mit verschnittenem
Noname-Zeugs von ALDI oder REWE den Abend verderben, selbst wenn der
Clarke's 1866 Straight Burbon mit Cola nach Ansicht des
Internet-Fachgremiums und eigenen Recherchen auch ganz gut reinschädelt.
Anderswer verewigte den mir unverständlichen Verriß "Da kann man doch
direkt an ner Metallstange rumlutschen. Das Geld investiere ich lieber in
ein gutes Glas!". Je nun. Der eine brüllt bei metallischen Tönen die
Keramik an, der andere denkt bei Torf eher an die verblichene Endstufe
seines chinesischen Hifiturms und wieder jemand verträgt einfach keinen
Alk.
Rum trinke ich auch ganz gerne, sogar den 80-prozentigen "Stroh" - z. B. im
Glühwein oder Jagatee, so wie man halt gelegentlich zu einer mordsmäßig
parfümierten Nutte geht, wenn es hart auf hart kommt.
Udo, der Physiotherapeut meines geringsten Mißtrauens, dem ein Fachkollege
seit mehr als 15 Jahren ebenso mühsam wie vergeblich versuchte, die weite
Welt der Whiskyvielfalt und Erlebnissensorik zu eröffnen, machte jüngst auf
eine alternative Genußform zu Gersten-GetreideDestilaten aufmerksam:
Zuckerrohrschnaps.
Hier insbesondere: Ron Quorhum 12 Jahre. Oder sogar in Form seines 23 Jahre
alten Bruders. "In hochwertigen Eichenfässern, die ehemals Bourbon-Whisky
beinhalteten, wurde dieser Rum gelagert. [...] Mit frischen Noten, die
sich leicht an hochwertigen Gewürzen orientieren und eine sanfte Süße in
sich vereinen, schmeichelt der Rum der Nase. [...] So sind Karamell und
Rosinen wohl die Hauptbestandteile, die der Kenner am Gaumen spürt,
Hauptbestandteile, die dem Gaumen schmeicheln und ihn gar sanft
stimulieren.". Tränen der Rührung steigen mir von der Nase in die Augen.
Rum als sekundärer Endoparasit eines Laubbaums, wie er an den
Hinterlassenschaften mißliebiger Alternativspirituosen schmarotzt.
Je nun. Auch wenn es unter Fachkundigen heißt, mit Rum vs. Whisky wäre es
wie mit Prince vs. Michael Jackson, mit Arnold Schwarzenegger und Sylvester
Stallone, Opel vs. Volkswagen, mit Tennis gegen Golf: Entweder, oder.
Bißchen Bi geht nie.
Mir ist das scheißegal. Bin halt opportunistischer Gourmand und kein
Schöngeist.
In diesem Sinne: Einen feuchtfröhlichen dritten Advent und Prost!
Volker