Discussion:
Fehlzündungen/Ausfälle Yamaha Virago 1100
(zu alt für eine Antwort)
Matthias Koch
2010-04-26 16:42:57 UTC
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Hallo zusammen, ich habe seit 20 Jahren eine Virago XV 1100, die sich in
der letzten Zeit folgendes angewöhnt hat. Mal der Reihe nach.

Nach Einbau der Batterie zum Ende der Winterpause springt der Motor bei
voll gezogenem Choke schnell an, allerdings habe ich den Eindruck, daß
nur der vordere Zylinder sauber läuft. Einer der Zylinder - nach meinem
Eindruck der hintere - zündet verspätet oder gar nicht. (Diese Tendenz
hatte sie schon früher, normalerweise lief der Motor aber nach ca. 5
Minuten rund). Es ist nicht möglich, den Choke zurückzustellen, die
Drehzahl geht von ca. 1500 U/min auf Null, der Motor bleibt stehen. Mit
dem Choke läßt sich eine beliebige Drehzahl zwischen 1000 und (mit
warmgelaufenem Motor) 2500 U/min einstellen. Unter 1000 geht der Motor
schlagartig weg.

Mit auf ca. 1000 U/min mittels Choke eingeregeltem Leerlauf läuft der
Motor, aber es dauert nach meinem Eindruck lange, bis der hintere
Zylinder überhaupt warm wird (den vorderen kann man nach 2 Minuten kaum
noch anfassen). Der Motor läuft rauh, offenbar nur auf einem Zyl., und
produziert massig Fehlzündungen.

Schon geringste Drehung am Gas läßt den Motor augenblicklich absterben.
Mit lange warmgelaufenem Motor (>15 Minuten) kann man das Gas Millimeter
für Millimeter hochdrehen und gleichzeitig den Choke langsam rausnehmen,
mit einer Unmasse Fehlzündungen und Furzgeräuschen im Luftfilter hält der
Motor dann ~2500 U/min, um dann bei weiterem Gasgeben oder Wegnehmen des
Chokes schlagartig einzubrechen.

Dieses Frühjahr ist es erstmals soweit, daß ich absolut nicht losfahren
kann, da der Motor ohne Choke nicht mal im Leerlauf gehalten werden kann
und keinerlei Gas annimmt. Im letzten Herbst erledigte sich das Problem
nach 5 Min. Warmlaufen.

Die Zündkerzen sehen für mich unauffällig aus, die Elektroden sind
sauber, die vordere Kerze hat am Außenring einen leichten schwarzen
Belag, die hintere dagegen ist sehr sauber und von bräunlich-rötlicher
Farbe. Wer den mit Eisenablagerungen bedeckten Schotter im Gleisbett der
Bahn kennt, weiß, welche Farbe ich meine. Auf beiden Kerzen habe ich
starken, auch bei grellem Sonnenlicht problemlos erkennbaren Funken.

Momentan stehe ich ein bißchen auf der Leitung, wo ich mit der Suche
anfangen soll. Hat jemand Hinweise?

TIA
Matthias
--
Dozens of people spontaneously combust each year,
it's just not widely reported. - David St. Hubbins
joerch
2010-04-26 16:59:42 UTC
Permalink
Am 26.04.2010 18:42, schrieb Matth>
Post by Matthias Koch
Momentan stehe ich ein bißchen auf der Leitung, wo ich mit der Suche
anfangen soll. Hat jemand Hinweise?
TIA
Matthias
Klingt für mich als wenn der Vergaser nicht so tut wie er soll.
Erstmal gucken ob der Vergaser Sprit bekommt, dann
Vergaser ausbauen, alle Düsen reinigen, am besten komplett
ultraschallen, Schwimmer und Nadelventile prüfen, Membrane (hat das Ding
glaub ich)auf Risse prüfen. Flüssigkeitsstand in den Schwimmerkammern
nach Zusammenbau prüfen. Grundeinstellung des Leerlaufgemischs
einstellen und hoffen dass sie dann läuft :-)
Bei warmem Motor sollten dann auch noch die Vergaser synchronisiert werden.
Christoph Niessl
2010-04-27 06:41:13 UTC
Permalink
Post by joerch
Erstmal gucken ob der Vergaser Sprit bekommt, dann
Vergaser ausbauen, alle Düsen reinigen, am besten komplett
ultraschallen, Schwimmer und Nadelventile prüfen, Membrane (hat das Ding
glaub ich)auf Risse prüfen.
Das letzte ist einer der "Standardfehler" bei den alten Viragos; das würde
auch zu dem Fehlerbild passen, dass man den Choke braucht, weil der
Schieber durch den Unterdruck nicht hoch genug kommt, um nennenswert Sprit
durchzulassen (zusammen mit einer verstopften Leerlaufdüse, sofern die
Kiste sowas hat).

Also auch von mir die Empfehlungen:
(a) Vergaser gründlich reinigen und prüfen, speziell die Membran
(b) auf Einspritzung umrüsten
(c) ein Motorrad (vorzugsweise mit Einspritzung) kaufen und den Chopper an
einen anderen komplett Ahnungslosen[1] verticken

Ciao Christoph

[1] vgl. Zitat von Jo Soppa über Chopper
Matthias Koch
2010-04-27 08:52:50 UTC
Permalink
Post by Christoph Niessl
ein Motorrad (vorzugsweise mit Einspritzung) kaufen
*lach* gute Ideee, darauf hätte ich gleich kommen können. Nein, ich
denke, ich werde sie noch eine weile fahren, wenn sie mich läßt, sie hat
nämlich keine sehr hohe Laufleistung.

Matthias
--
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it's just not widely reported. - David St. Hubbins
Ignaz Schmucki
2010-04-27 13:52:44 UTC
Permalink
Post by Matthias Koch
ich werde sie noch eine weile fahren, wenn sie mich läßt, sie hat
nämlich keine sehr hohe Laufleistung.
Diese Aussage erstaunt. Ich habe im Sommer 2003 eine Virago 1100 mit
über 25Tkm erworben und damit bis zum Verkauf im vergangenen Herbst
weitere 45'000km zurückgelegt .
Ich bin sicher, dass mein Nachfolger, wenn er die Maschine pflegt,
ohne grossen Aufwand damit noch einmal so weit fahren wird.

In den sechs Jahren hatte ich eine einzige grössere Reparatur: Ab
zweitem Lebensjahrzehnt scheinen Stator/Rotor einer Erneuerung zu
bedürfen. Hat sich in Startschwierigkeiten geäussert und zwar nicht nur
beim Kaltstart, sondern auch unterwegs nach einem Halt zB bei einem
Bahnübergang.

I.

(Nachfolger ist die Royal Star, XVZ1300A. Ich bin begeistert -
wenngleich: am Stilfersjoch tatsächlich nicht die erste Wahl.)



--
www.igu.ch
Karsten
2010-04-28 13:07:55 UTC
Permalink
Und nochmal der gerade von der Dschobbrfraktion immer wieder
ignorierte Ratschlag, sich ein Oeldruckmanometer zuzulegen.
In aller Regel ist die Leerlaufdrehzahl herstellerseitig eher so
festgelegt, dass die Oelpumpe hihnreichend Druck aufbauen kann. Geht
man unter die Werksvorgabe, kann es sein, dass man sich den Motor im
Leerlauf schrottet.
Ich hab' mir mal mit dem Spiel einen eigentlich unkaputtbaren
Guellepumpenmotor abgeschossen. Nach penibelsten Einstellarbeiten
hatte der zwar einen sauberen und stabilen Leerlauf von 500 u/min,
aber auch keinen Oeldruck. Hat die Hauptlager gefressen.
Shit happenz....

Radbert Grimmig
2010-04-26 17:26:04 UTC
Permalink
Post by Matthias Koch
Minuten rund). Es ist nicht möglich, den Choke zurückzustellen, die
Drehzahl geht von ca. 1500 U/min auf Null, der Motor bleibt stehen.
Momentan stehe ich ein bißchen auf der Leitung, wo ich mit der Suche
anfangen soll. Hat jemand Hinweise?
Offensichtlich läuft der hintere Zylinder, wenn man das Gemisch
ausreichend anfettet. Das würde mich jetzt ebenfalls in erster
Näherung auf irgendwas am Vergaser tippen lassen. Hattest Du über
Winter den Sprit abgelassen?

Auf reinen Verdacht hin und nur weil man da doch einen Hauch besser
bei kommt, würd ich trotzdem als erstes hinten eine neue Kerze
reinmachen und nochmal versuchen, weil kostet kaum was und geht
schnell und es könnte theoretisch trotz des gesehenen Funkens sein,
dass sie unter Kompression nicht ganz so funkt wie sie soll. Aber
versprich Dir nicht zu viel davon.
--
Gruß
Radbert
Matthias Koch
2010-04-26 17:46:12 UTC
Permalink
Post by Radbert Grimmig
Aber
versprich Dir nicht zu viel davon.
Ich habe die Kerzen schon gegeneinander ausgetauscht, ohne Wirkung.

Matthias
--
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Tilmann Runck
2010-04-26 19:24:06 UTC
Permalink
Post by Matthias Koch
Die Zündkerzen sehen für mich unauffällig aus, die Elektroden sind
sauber, die vordere Kerze hat am Außenring einen leichten schwarzen
Belag, die hintere dagegen ist sehr sauber und von bräunlich-rötlicher
Farbe.
Wenn sie nur ohne Last mit Choke läuft wäre eigentlich rabenschwarz
rußig 'gesund'. Ich versuche mal eine Ferndiagnose: der hintere Zylinder
ist imho meilenweit zu mager. Such mal nach Nebenluft über einen
rissigen/undichten Ansaugstutzen (Anlassen, Bremsenreiniger auf Stutzen:
wenn Drehzahl schlagartig hochgeht ist er undicht). Dann beiden
tauschen, synchronisieren und sie geht wieder ;-)

Bye,
Tilmann
--
Seeley G50, Triton 650, R1200GS, Kawa ZXR 400
www.seeley.de
Matthias Koch
2010-04-26 20:40:06 UTC
Permalink
Post by Tilmann Runck
Wenn sie nur ohne Last mit Choke läuft wäre eigentlich rabenschwarz
rußig 'gesund'.
Das trifft auf die vordere Kerze zu, die ist in der Tat mit einem
schwarzen Rußbelag versehen, wie man es erwarten würde. Die hintere ist
völlig trocken, obwohl es lange dauert, bis der Zyl. merklich warm wird.
Man sollte doch annehmen, daß sie tropfnaß ist, wenn Benzingemisch
ankommt, aber keine Zündung stattfindet. Es scheint also in der Tat in
Richtung Vergaser zu gehen.

Matthias
--
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Olaf Kaluza
2010-04-26 20:27:59 UTC
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Post by Matthias Koch
Momentan stehe ich ein bißchen auf der Leitung, wo ich mit der Suche
anfangen soll. Hat jemand Hinweise?
Also ich wuerde ja sagen im Vergaser und zwar mit der Zahnbuerste. :-)

Olaf
Patrick Grochowy
2010-04-26 23:08:37 UTC
Permalink
[... 1100er Virago läuft nur auf dem vorderen Zylinder mit
Chokeunterstützung ...]
Nach Deiner Beschreibung habe ich zuerst vermutet, daß der
hintere Zylinder evtl. gar nicht läuft. Bist Du sicher, daß die
hintere Kerze funkt? Tut sie das auch, wenn Du das Kabel
mal in eine andere Richtung biegst? Evtl. ist einfach Zündkabel oder
-kerzenstecker defekt/wackelig oder gar die Zündspule hinüber.
Oder das Zündkabel hat nicht mehr richtig Kontakt in Stecker/Spule.

Aber ich hatte mal ähnliche Symptome bei meiner XS400DOHC.
Da hat die Werkstatt den kleinen Messingpenöpel des Chokepümpels
am Vergaser abgebrochen, so daß der linke Zylinder keine
Kaltstartanreicherung mehr bekam und der Chokezug nur noch den
Choke des rechten Vergaser betätigt hat.

Da lief der Motor und fuhr die Kiste (wenn kalt) absolut grottig und
war nur mit Choke und Gashand am Leben zu halten. Bis dann der
linke Zylinder genug Wärme vom rechten angenommen hatte und der
linke Zylinder auf die Art anfing richtig zu laufen.

Bis ich die Ursache für den Nerv rausgefand, hat es damals etwas
gedauert (wenn warm lief sie ja wie gehabt), zwischendurch hatte
ich aber auch rechts 'ne zu schwarze und links 'ne schön braune
Kerze.

Nun hat Deine ja 'n V-Motor da ist im Kaltlaufzeitraum vermutlich
nicht viel mit Wärmeübetrag vom vorderen auf den hinteren Zylinder.

Evtl. geht einfach der Choke des hinteren Zylinders bei Dir nicht.
Zugeharzt von zu langer Standzeit, Dichtung aus Chokepümpel
gelöst und auf Chokebohrung kleben geblieben ... irgendwas in
der Richtung.

Du solltest nach dem Prüfen der Zündspule, -kabel, -stecker mal
den Vergaser des hinteren Zylinders genau untersuchen. Am besten
einfach beide Vergaser Ultraschallreinigen lassen, das schadet auf
keinen Fall. Und beim Zerlegen dazu sollten auch evtl. Fehler wie
z.B. verklemmte Chokedichtungen etc.auffallen.

Gruß und viel Glück

Paddy
--
gadgets.grochowy.de
Georg Horn
2010-04-26 17:57:26 UTC
Permalink
[Motor läuft schon länger schlecht]
Dieses Frühjahr ist es erstmals soweit, daß ich absolut nicht losfahren
kann, da der Motor ohne Choke nicht mal im Leerlauf gehalten werden kann
und keinerlei Gas annimmt. Im letzten Herbst erledigte sich das Problem
nach 5 Min. Warmlaufen.
Tja, irgendwann muss man halt mal alles wieder richtig machen, dann
funktioniert es auch wieder. Vergaser und Benzinhähne ausbauen, zerlegen
und säubern, auf Rost im Tank achten, Kerzen säubern oder erneuern, Lufi
prüfen, Ventilspiel einstellen. Dann muss sie zumindest laufen, als
Feintuning noch Vergaser synchen und Leerlaufgemisch mit CO-Tester
einstellen. Unter www.tr1.de gibts evtl mehr Ratschläge, müsste ja quasi
der gleiche Motor sein.

Gruss,
Georg
Matthias Koch
2010-04-27 08:55:29 UTC
Permalink
Nach Lesen aller Beiträge und reiflicher Überlegung denke ich, daß das
Problem wohl im Vergaser zu suchen ist. Der wird heute abend ausgebaut,
dann sehen wir weiter. Mit dem Vergaser meines alten Zweitaktmoppeds kam
ich gerade noch klar, sobald ich die Virago wieder fahrbereit habe, werde
ich darauf zur Nacharbeit wohl in die Werkstatt humpeln. Danke an alle
und bruchfreie Saison.

Matthias
--
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