Volker Bartheld
2019-06-05 19:26:47 UTC
Die Toiletten unserer Mietwohnung haben schwarz-bunten Bröckerlhusten. Im
Europaparlament und bei irgendwelchen Multikultifans mag das ja vielleicht
noch angehen. Auf der Schüssel ist diese fruchtbare und überaus artenreiche
Lebensgemeinschaft von Bakterien, Pilzen und Kalk aber ekelhaft und
außerdem der korrekten Funktion von Schwimmerventil und Einlaufrohr
abträglich. Oder kurz gesagt: Die Mistdinger stinken, siffen, rinnen,
laufen gelegentlich über und brauchen nervtötend lange zur Wiederbefüllung,
"wenn es in der Keramik mal etwas mehr sein darf".
Die diesbezügliche Operation am Geberit-System führe ich mit schöner
Regelmäßigkeit in Eigenregie durch, allerdings ist das Procedere im
Unterschied zur Festivitäten wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und
Pfingsten so unerfreulich, daß ich die subtilen Details alsbald verdränge
und jedes Mal wieder ratlos vor den vergammelten, unleserlichen Fitzelchen
stehe, die einstmals der Papieraufkleber zur Erklärung der Service- und
Einstellarbeiten an der Innenseite der Druckplatte waren. Wer nun glaubt,
sowas könne man sich fix von der Herstellerseite herunterladen, der irrt.
Beschreibungen toller neuer Systeme mit Edelstahlfront hat es da. Und
individuelle Wahlmöglichkeiten für große und kleine Aktivitäten. Wozu? Sind
die Menschen inzwischen so verblödet, daß sich ihnen die Funktion der
Stop-Funktion nicht erschließt oder haben sie nach der länglichen Sitzung
so wenig Zeit, daß sie auf den Automatismus des Spülassistenten vertrauen -
er möge schon die richtige Menge Wasser für die Hinterlassenschaften
finden? Es gibt elektronische und via Bluetooth programmierbare
Wassersparprogramme und mi-nu-ti-ö-se Anleitungen, wie man selbst
Installationen von kurz nach dem Weltkrieg von 7.25 Litern Spülmenge auf
5.58 Liter umrüstet und so mindestens ein Robbenbaby rettet. Falls das
Scheißhaus in der Sahara und nicht an der Münchens Wasserader des
Mangfalltals errichtet wurde, wo dann die Wasserwerke mit Hektolitern die
Kanalisation durchspülen müssen damit die Sch... - nein, die Tastatur
sträubt sich.
Mannomann.
Dann hat es "Reparaturanleitungen" auf Youtube, wo fleißige Blogger einen
Haufen Biomüll präsentieren und dann zum Schluß kommen, daß es besser wäre,
evtl. doch eine neue Zulaufgarnitur vom OBI zu kaufen, Marke "One Size Fits
All". Irgendwann stoße ich im World-Wide-Wait auf ein Dokument der "IKZ
Praxis" von 2002 (https://www.ikz.de/ikz-praxis-archiv/p0203/020310.php),
wo man mir zumindest die erhellende Erkenntnis nahebringt, daß die gesamte
Heberglockenmimik, die zum Absperren des Fallrohrs dient, zerlegbar ist.
Mit einer Art Bajonettverschluß. Heureka - ich benötige also doch keine
dressierten Würmer oder Sprengstoff und kann die Heberglockendichtung
reinigen. Diese sorgt dafür, daß die Wassermenge im Spülkasten sich nicht
peu à peu verpißt und die Toilette mitten in der Nacht Wasser nachfüllen
will. Dann, wenn ich endlich mal ein Auge zudrücken will.
Wie man das Schwimmerventil so einstellt, daß sich der Wasserkasten nach
höchstens den vorgeschriebenen 30 Sekunden füllt, steht nirgends. Und die
Markierungen am Gewinde, die ich geistesgegenwärtig angebracht habe, hat
die Amidosulfonsäure zerfressen. Ich komme später noch dazu, nur Geduld.
Amisosulfonsäure ist eine farblose, kristalline Substanz, die als Säureamid
der Schwefelsäure aufgefaßt werden kann. Man kann auch sagen: Ein
Schnellentkalker für ungeduldige Menschen, denen kochende Essigsäure zu
sehr stinkt und Zitronensäure zu schwul ist. Die geile Scheiße schlechthin.
Ein Teelöffelchen davon auf 1L Wasser und die Laugenpumpe der
Geschirrspülmaschine kann wieder voll durchatmen. Ein Eßlöffel im Maßkrug
mit heißem Wasser und den Heizstab der Waschmaschine da rein und man kann
die CO2-Bläschen, die früher mal Kalziumkarbonat waren, nur so perlen
sehen. Befriedigender als Youporn und spannender als "Deutschlands schönste
Eisenbahnstrecken" auf BR3 allemal.
Nachdem die Amidosulfonsäure ihres Amtes walten durfte und der
Bakteriengesellschaft quasi den Baugrund zerstört hatte, konnte ich mit
Spüli und heißem Wasser den verbleibenden, nun losen Siff aus den Ritzen
kratzen. Mapa-Gas-Wasser-Scheiße-Handschuhe ihr Dank. Ohne solche
Schutzmaßnahmen bist Du defnínitiv ein Fall fürs Krankenhaus, wo man
hoffentlich Experten für HNO, Augen und Haut bereitstellt. Irgendwann
erstrahlten die Einzelteile in neuwertigem Hochglanz, sehr zur Freude der
Tochter, die die Machenschaften am Pipitöpchen mit einer Mischung aus
Argwohn ("Wohin soll ich denn nun meinen Stinker machen?") und Interesse
("Schau mal, das ist echt kraß bunt!") verfogte.
Die Einstellung des zweiteiligen Hohlschwimmers, die ich mangels
belastbarer Fakten erneut herausexperimentieren mußte, gestaltet sich so.
Dies fürs Protokoll: Man schiebe das äußere auf das innere Gewinderohr und
hake die zwei Zapfen in der umlaufenden Nut des äußeren Gewinderohrs ein.
Sodann bewege man den Ventilhebel in die "ganz auf"-Stellung, also gerade,
daß kein unnötiger Streß auf die Mimik kommt, bzw. so, wie sich das Teil in
Einbaulage unter Einwirkung der Schwerkraft selbst positioniert. Das ist
übrigens und ziemlich ähnlich zur Vorgehensweise, wie man einen
Dellorto-PHM40-Schwimmer an der Sempre Competizione einstellt. Dann schiebe
man die zwei Schwimmerhälften bis auf Kontakt (also maximal) zusammen und
drehe sie auf die äußere Gewindestange auf, bis das größere Gewinde der
oberen Schwimmerhälfte und das kleinere Gewinde der unteren Schwimmerhälfte
greifen. Damit ist der Arbeitspunkt festgelegt. Wie weit man nun
weiterdreht, bestimmt den maximalen Füllstand.
Man kann also ohne Umrüstkit analog und je nach Tagesform zwischen 0 Litern
und 10 Litern variieren und dabei in Dubai mehr oder weniger Heuler vor dem
Verdursten retten.
Dann die Heberglocke versenken und re-bajonettieren, den Niederhalter
einklinken, die eben zusammengebaute Ventilmimik einfädeln, den Halter für
die Betätigungseinheit anbringen, den Stahlflexschlauch mit dem Ventil
lose verbinden, im Halter der Betätigungseinheit einclipsen und endfest
anziehen. Die zwei Kunststoffblenden nebst Abstandhalter (die müssen
flächenbündig mit den Fliesen) montieren, Blechschrauben festziehen, Wippe
mit dem Druckbolzen verbinden und in der Blende einrasten. Sodann die
Drückerplatte gegen die Drahtfeder montieren. Fertig. Ein Kinderspiel, hat
nur drei Stunden gedauert - für zwei WCs. Hätte jeder gekonnt.
Ich frage mich, ob sich sonst noch jemand in der Bundesrepublik so einen
Fick antut? Und was ein Sanitärinstallateur wohl macht, wenn man ihn anruft
und sagt "Klo geht nimmer!", kann ich mir schon denken. Der hat plötzlich
ganz viel Anderes zu tun und einen übervollen Terminkalender. Denn
verdienen kann man mit dieser Art Auftrag definitiv nichts, selbst, wenn -
anstatt zu reinigen - einfach nur Teile getauscht werden.
So - und wenn Ihr das nächste Mal Eure Sitzung abhaltet, dann denkt Ihr
vielleicht an mich. Aber zumindest ein bißchen an den Zenit deutscher
Ingenieurskunst, der da hinter Eurem Rücken im Verborgenen werkelt.
In diesem Sinne: Erfolgreiche Geschäfte!
Volker
Europaparlament und bei irgendwelchen Multikultifans mag das ja vielleicht
noch angehen. Auf der Schüssel ist diese fruchtbare und überaus artenreiche
Lebensgemeinschaft von Bakterien, Pilzen und Kalk aber ekelhaft und
außerdem der korrekten Funktion von Schwimmerventil und Einlaufrohr
abträglich. Oder kurz gesagt: Die Mistdinger stinken, siffen, rinnen,
laufen gelegentlich über und brauchen nervtötend lange zur Wiederbefüllung,
"wenn es in der Keramik mal etwas mehr sein darf".
Die diesbezügliche Operation am Geberit-System führe ich mit schöner
Regelmäßigkeit in Eigenregie durch, allerdings ist das Procedere im
Unterschied zur Festivitäten wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und
Pfingsten so unerfreulich, daß ich die subtilen Details alsbald verdränge
und jedes Mal wieder ratlos vor den vergammelten, unleserlichen Fitzelchen
stehe, die einstmals der Papieraufkleber zur Erklärung der Service- und
Einstellarbeiten an der Innenseite der Druckplatte waren. Wer nun glaubt,
sowas könne man sich fix von der Herstellerseite herunterladen, der irrt.
Beschreibungen toller neuer Systeme mit Edelstahlfront hat es da. Und
individuelle Wahlmöglichkeiten für große und kleine Aktivitäten. Wozu? Sind
die Menschen inzwischen so verblödet, daß sich ihnen die Funktion der
Stop-Funktion nicht erschließt oder haben sie nach der länglichen Sitzung
so wenig Zeit, daß sie auf den Automatismus des Spülassistenten vertrauen -
er möge schon die richtige Menge Wasser für die Hinterlassenschaften
finden? Es gibt elektronische und via Bluetooth programmierbare
Wassersparprogramme und mi-nu-ti-ö-se Anleitungen, wie man selbst
Installationen von kurz nach dem Weltkrieg von 7.25 Litern Spülmenge auf
5.58 Liter umrüstet und so mindestens ein Robbenbaby rettet. Falls das
Scheißhaus in der Sahara und nicht an der Münchens Wasserader des
Mangfalltals errichtet wurde, wo dann die Wasserwerke mit Hektolitern die
Kanalisation durchspülen müssen damit die Sch... - nein, die Tastatur
sträubt sich.
Mannomann.
Dann hat es "Reparaturanleitungen" auf Youtube, wo fleißige Blogger einen
Haufen Biomüll präsentieren und dann zum Schluß kommen, daß es besser wäre,
evtl. doch eine neue Zulaufgarnitur vom OBI zu kaufen, Marke "One Size Fits
All". Irgendwann stoße ich im World-Wide-Wait auf ein Dokument der "IKZ
Praxis" von 2002 (https://www.ikz.de/ikz-praxis-archiv/p0203/020310.php),
wo man mir zumindest die erhellende Erkenntnis nahebringt, daß die gesamte
Heberglockenmimik, die zum Absperren des Fallrohrs dient, zerlegbar ist.
Mit einer Art Bajonettverschluß. Heureka - ich benötige also doch keine
dressierten Würmer oder Sprengstoff und kann die Heberglockendichtung
reinigen. Diese sorgt dafür, daß die Wassermenge im Spülkasten sich nicht
peu à peu verpißt und die Toilette mitten in der Nacht Wasser nachfüllen
will. Dann, wenn ich endlich mal ein Auge zudrücken will.
Wie man das Schwimmerventil so einstellt, daß sich der Wasserkasten nach
höchstens den vorgeschriebenen 30 Sekunden füllt, steht nirgends. Und die
Markierungen am Gewinde, die ich geistesgegenwärtig angebracht habe, hat
die Amidosulfonsäure zerfressen. Ich komme später noch dazu, nur Geduld.
Amisosulfonsäure ist eine farblose, kristalline Substanz, die als Säureamid
der Schwefelsäure aufgefaßt werden kann. Man kann auch sagen: Ein
Schnellentkalker für ungeduldige Menschen, denen kochende Essigsäure zu
sehr stinkt und Zitronensäure zu schwul ist. Die geile Scheiße schlechthin.
Ein Teelöffelchen davon auf 1L Wasser und die Laugenpumpe der
Geschirrspülmaschine kann wieder voll durchatmen. Ein Eßlöffel im Maßkrug
mit heißem Wasser und den Heizstab der Waschmaschine da rein und man kann
die CO2-Bläschen, die früher mal Kalziumkarbonat waren, nur so perlen
sehen. Befriedigender als Youporn und spannender als "Deutschlands schönste
Eisenbahnstrecken" auf BR3 allemal.
Nachdem die Amidosulfonsäure ihres Amtes walten durfte und der
Bakteriengesellschaft quasi den Baugrund zerstört hatte, konnte ich mit
Spüli und heißem Wasser den verbleibenden, nun losen Siff aus den Ritzen
kratzen. Mapa-Gas-Wasser-Scheiße-Handschuhe ihr Dank. Ohne solche
Schutzmaßnahmen bist Du defnínitiv ein Fall fürs Krankenhaus, wo man
hoffentlich Experten für HNO, Augen und Haut bereitstellt. Irgendwann
erstrahlten die Einzelteile in neuwertigem Hochglanz, sehr zur Freude der
Tochter, die die Machenschaften am Pipitöpchen mit einer Mischung aus
Argwohn ("Wohin soll ich denn nun meinen Stinker machen?") und Interesse
("Schau mal, das ist echt kraß bunt!") verfogte.
Die Einstellung des zweiteiligen Hohlschwimmers, die ich mangels
belastbarer Fakten erneut herausexperimentieren mußte, gestaltet sich so.
Dies fürs Protokoll: Man schiebe das äußere auf das innere Gewinderohr und
hake die zwei Zapfen in der umlaufenden Nut des äußeren Gewinderohrs ein.
Sodann bewege man den Ventilhebel in die "ganz auf"-Stellung, also gerade,
daß kein unnötiger Streß auf die Mimik kommt, bzw. so, wie sich das Teil in
Einbaulage unter Einwirkung der Schwerkraft selbst positioniert. Das ist
übrigens und ziemlich ähnlich zur Vorgehensweise, wie man einen
Dellorto-PHM40-Schwimmer an der Sempre Competizione einstellt. Dann schiebe
man die zwei Schwimmerhälften bis auf Kontakt (also maximal) zusammen und
drehe sie auf die äußere Gewindestange auf, bis das größere Gewinde der
oberen Schwimmerhälfte und das kleinere Gewinde der unteren Schwimmerhälfte
greifen. Damit ist der Arbeitspunkt festgelegt. Wie weit man nun
weiterdreht, bestimmt den maximalen Füllstand.
Man kann also ohne Umrüstkit analog und je nach Tagesform zwischen 0 Litern
und 10 Litern variieren und dabei in Dubai mehr oder weniger Heuler vor dem
Verdursten retten.
Dann die Heberglocke versenken und re-bajonettieren, den Niederhalter
einklinken, die eben zusammengebaute Ventilmimik einfädeln, den Halter für
die Betätigungseinheit anbringen, den Stahlflexschlauch mit dem Ventil
lose verbinden, im Halter der Betätigungseinheit einclipsen und endfest
anziehen. Die zwei Kunststoffblenden nebst Abstandhalter (die müssen
flächenbündig mit den Fliesen) montieren, Blechschrauben festziehen, Wippe
mit dem Druckbolzen verbinden und in der Blende einrasten. Sodann die
Drückerplatte gegen die Drahtfeder montieren. Fertig. Ein Kinderspiel, hat
nur drei Stunden gedauert - für zwei WCs. Hätte jeder gekonnt.
Ich frage mich, ob sich sonst noch jemand in der Bundesrepublik so einen
Fick antut? Und was ein Sanitärinstallateur wohl macht, wenn man ihn anruft
und sagt "Klo geht nimmer!", kann ich mir schon denken. Der hat plötzlich
ganz viel Anderes zu tun und einen übervollen Terminkalender. Denn
verdienen kann man mit dieser Art Auftrag definitiv nichts, selbst, wenn -
anstatt zu reinigen - einfach nur Teile getauscht werden.
So - und wenn Ihr das nächste Mal Eure Sitzung abhaltet, dann denkt Ihr
vielleicht an mich. Aber zumindest ein bißchen an den Zenit deutscher
Ingenieurskunst, der da hinter Eurem Rücken im Verborgenen werkelt.
In diesem Sinne: Erfolgreiche Geschäfte!
Volker