Frank Kemper
2008-07-18 17:47:33 UTC
Hallo Gemeinde,
nein, ich hab' mir nicht den Hals gebrochen, ich war nur zwei Wochen
im Urlaub, genauer gesagt: Auf Zypern.
Da ich von meiner Frau aus absolutes Mopped-Verbot hatte und die
momentanen Tagestemperaturen (35 bis 45 Grad) sich auch ein wenig mit
meinen Ansprüchen an Schutzkleidung beißen, kommt jetzt hier kein
Reisebericht. Ich wollte dennoch nicht versäumen, Zypern als
potenzielles Motorrad-Reiseziel zu preisen.
Die Insel ist die drittgrößte Mittelmeerinsel und von West nach Ost
ca. 220 km breit, von Nord nach Süd mögen es vielleicht 80 km sein.
Rund 1/3 ist von den Türken okkupiertes Gebiet, in das man aber vom
Süden aus als EU-Bürger ohne große Formalitäten einreisen kann
(Pass/Perso zeigen, Tagesvisum kriegen, gut). Bis 1960 war Zypern
britische Kolonie, deshalb wird dort immer noch links gefahren.
Seitdem Zypern in der EU ist, ist alles ziemlich am Boomen, und sie
haben ziemlich viel Geld für neue Straßen ausgegeben. Im Troodos-
Gebirge, das von der Küste bis auf knapp 2000 m hochgeht, sind wir
zum Teil 30, 40 km Straßen entlang gefahren, die einen perfekten
Straßenbelag (Landstraße 1. Ordnung) hatten, aber nirgends mehr als
100 m gerade Strecke. Entlang der Südküste gibt es seit ein paar
Jahren eine Autobahn, die Paphos, Limassol, Larnaca und Nikosia
verbindet, so ist man, wenn's sein mus, in weniger als drei Stunden
an jedem beliebigen Punkt der Insel. Insgesamt leben nur ca. 1 Mio
Leute auf der Insel (250.000 im Norden), vor allem die Gegenden
abseits der Küste sind relativ dünn besiedelt. Sprit ist billig, der
Liter Eurosuper kostet unter 1,20 Euro. Die dortige Szene fährt gern
posermäßig umeinander, mit Custom-Harleys, aber auch mit
Yoghurtbechern und Supermotos (z.B. KTM). Die bevorzugten Leihgeräte
für Touristen sind Suzuki-Kleinstmopeds und Roller und Softchopper
chinesischer Herkunft. man kann aber auch SuMos und Enduros leihen.
Offiziell gilt Helmpflicht, es hält sich aber kaum jemand dran. Auch
ist das Verhältnis des Zyprers zur Zulassung seines Fahrzeugs recht
relaxed: Ich habe zahlreiche Motorräder ohne Kennzeichen gesehen oder
mit einem Mini-Kennzeichen, das kaum zu sehen war. Offiziell müssen
auf Zypern die Moppeds auch vorn ein Kennzeichen haben.
Die Polizei geht relativ relaxed zur Sache, nur die Autobahn wird
gern abgelasert. Die Zyprioten fahren insgesamt nicht besonders
rasant, ich habe aber auch wheelende Quads im Stadtverkehr gesehen,
Poser eben. Aufpassen muss man als Kradist auf - vor allem in den
Bergen - auf der Straße herumliegenden Geröllsplitt, außerdem
übertreiben die Zyprer das Thema Verkehrslenkung in meinen Augen
etwas arg, indem vor jeder halbwegs nennenswerten Kurve ein
Warnschild steht. Gern werden auch Riffelleisten verbaut, um zum
Geschwindigkeitsabbau zu bewegen, und in den Ortschaften gibt es sehr
viele Speedbumps, aber fast immer mit riesigen Schildern angekündigt.
Für Leute die auch gern mal etwas Schotter fahren, gibt es vor allem
im Landesinneren viele unbefestigte Feld- und Gebirgswege. Ich habe
keinerlei Verkehrsschlder bemerkt, die einem da das Fahren verboten
hätten.
Wie man mit seinem eigenen Mopped nach Zypern kommt, weiß ich nicht,
ich vermute per Fähre über Larnaca. Nach Nordzypern ginge es dann von
der Türkei aus über Mersin, aber dann kann man nicht mehr in den
Süden wg. illegaler Einreise. Wie gesagt, seit einiger Zeit haben EU-
Bürger auch unbeschränkten Zugang zum Norden, allerdings müssen
Fahrzeuge separat versichert werden, und die meisten südlichen
Autovermieter verbieten Fahrten in den Norden.
Zu den Temperaturen muss man sagen, dass Zypern fast so weit südlich
liegt wie Dubai, im Sommer ist es scheißheiß und regnet so gut wie
nie. Wenn man aber in den Troodos rauffährt, ist es oben sogar im
Hochsommer ganz angenehm, wir hatten auf dem Olympos vielleicht noch
23 Grad.
Noch was zum Preisniveau: Der Süden ist (vor allem an der Küste)
überraschend teuer. Ein Bier kostet in einer Tourikneipe schon mal
3,50, das Essen ist so teuer wie beim Griechen in München. Im
Landesinnern und abseits der Touristenzentren sind die Preise dann
fühlbar niedriger, und im Nordteil sind sie noch einmal deutlich
niedriger. Seit Anfang 2008 hat Südzypern den Euro. Für die vielen
englischen Touristen ist aber alles auch noch in Pfund angegeben, die
hohen Preise liegen vermutlich auch an der hohen Kaufkraft der Briten
(die gefühlt 70% der Touristen ausmachen, 20% sind Holländer). Im
Norden zahlt man offiziell mit Lira (YTL), in den Touristenzentren
nehmen sie aber auch Euro. Verständigung auf englisch ist fast
überall problemlos. Im Süden ist fast alles englisch/griechisch
beschriftet, im Norden sind die englischen Beschriftungen seltener.
Ich war vor über 20 Jahren das erste Mal auf Zypern, seitdem hat sich
da natürlich wahnsinnig viel getan. Dennoch: ich liebe dieses Insel,
und nächstes mal leiere ich meiner Frau ein paar Tage Freigabe für
ein Mopped aus dem Kreuz.
Frank
nein, ich hab' mir nicht den Hals gebrochen, ich war nur zwei Wochen
im Urlaub, genauer gesagt: Auf Zypern.
Da ich von meiner Frau aus absolutes Mopped-Verbot hatte und die
momentanen Tagestemperaturen (35 bis 45 Grad) sich auch ein wenig mit
meinen Ansprüchen an Schutzkleidung beißen, kommt jetzt hier kein
Reisebericht. Ich wollte dennoch nicht versäumen, Zypern als
potenzielles Motorrad-Reiseziel zu preisen.
Die Insel ist die drittgrößte Mittelmeerinsel und von West nach Ost
ca. 220 km breit, von Nord nach Süd mögen es vielleicht 80 km sein.
Rund 1/3 ist von den Türken okkupiertes Gebiet, in das man aber vom
Süden aus als EU-Bürger ohne große Formalitäten einreisen kann
(Pass/Perso zeigen, Tagesvisum kriegen, gut). Bis 1960 war Zypern
britische Kolonie, deshalb wird dort immer noch links gefahren.
Seitdem Zypern in der EU ist, ist alles ziemlich am Boomen, und sie
haben ziemlich viel Geld für neue Straßen ausgegeben. Im Troodos-
Gebirge, das von der Küste bis auf knapp 2000 m hochgeht, sind wir
zum Teil 30, 40 km Straßen entlang gefahren, die einen perfekten
Straßenbelag (Landstraße 1. Ordnung) hatten, aber nirgends mehr als
100 m gerade Strecke. Entlang der Südküste gibt es seit ein paar
Jahren eine Autobahn, die Paphos, Limassol, Larnaca und Nikosia
verbindet, so ist man, wenn's sein mus, in weniger als drei Stunden
an jedem beliebigen Punkt der Insel. Insgesamt leben nur ca. 1 Mio
Leute auf der Insel (250.000 im Norden), vor allem die Gegenden
abseits der Küste sind relativ dünn besiedelt. Sprit ist billig, der
Liter Eurosuper kostet unter 1,20 Euro. Die dortige Szene fährt gern
posermäßig umeinander, mit Custom-Harleys, aber auch mit
Yoghurtbechern und Supermotos (z.B. KTM). Die bevorzugten Leihgeräte
für Touristen sind Suzuki-Kleinstmopeds und Roller und Softchopper
chinesischer Herkunft. man kann aber auch SuMos und Enduros leihen.
Offiziell gilt Helmpflicht, es hält sich aber kaum jemand dran. Auch
ist das Verhältnis des Zyprers zur Zulassung seines Fahrzeugs recht
relaxed: Ich habe zahlreiche Motorräder ohne Kennzeichen gesehen oder
mit einem Mini-Kennzeichen, das kaum zu sehen war. Offiziell müssen
auf Zypern die Moppeds auch vorn ein Kennzeichen haben.
Die Polizei geht relativ relaxed zur Sache, nur die Autobahn wird
gern abgelasert. Die Zyprioten fahren insgesamt nicht besonders
rasant, ich habe aber auch wheelende Quads im Stadtverkehr gesehen,
Poser eben. Aufpassen muss man als Kradist auf - vor allem in den
Bergen - auf der Straße herumliegenden Geröllsplitt, außerdem
übertreiben die Zyprer das Thema Verkehrslenkung in meinen Augen
etwas arg, indem vor jeder halbwegs nennenswerten Kurve ein
Warnschild steht. Gern werden auch Riffelleisten verbaut, um zum
Geschwindigkeitsabbau zu bewegen, und in den Ortschaften gibt es sehr
viele Speedbumps, aber fast immer mit riesigen Schildern angekündigt.
Für Leute die auch gern mal etwas Schotter fahren, gibt es vor allem
im Landesinneren viele unbefestigte Feld- und Gebirgswege. Ich habe
keinerlei Verkehrsschlder bemerkt, die einem da das Fahren verboten
hätten.
Wie man mit seinem eigenen Mopped nach Zypern kommt, weiß ich nicht,
ich vermute per Fähre über Larnaca. Nach Nordzypern ginge es dann von
der Türkei aus über Mersin, aber dann kann man nicht mehr in den
Süden wg. illegaler Einreise. Wie gesagt, seit einiger Zeit haben EU-
Bürger auch unbeschränkten Zugang zum Norden, allerdings müssen
Fahrzeuge separat versichert werden, und die meisten südlichen
Autovermieter verbieten Fahrten in den Norden.
Zu den Temperaturen muss man sagen, dass Zypern fast so weit südlich
liegt wie Dubai, im Sommer ist es scheißheiß und regnet so gut wie
nie. Wenn man aber in den Troodos rauffährt, ist es oben sogar im
Hochsommer ganz angenehm, wir hatten auf dem Olympos vielleicht noch
23 Grad.
Noch was zum Preisniveau: Der Süden ist (vor allem an der Küste)
überraschend teuer. Ein Bier kostet in einer Tourikneipe schon mal
3,50, das Essen ist so teuer wie beim Griechen in München. Im
Landesinnern und abseits der Touristenzentren sind die Preise dann
fühlbar niedriger, und im Nordteil sind sie noch einmal deutlich
niedriger. Seit Anfang 2008 hat Südzypern den Euro. Für die vielen
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hohen Preise liegen vermutlich auch an der hohen Kaufkraft der Briten
(die gefühlt 70% der Touristen ausmachen, 20% sind Holländer). Im
Norden zahlt man offiziell mit Lira (YTL), in den Touristenzentren
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beschriftet, im Norden sind die englischen Beschriftungen seltener.
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da natürlich wahnsinnig viel getan. Dennoch: ich liebe dieses Insel,
und nächstes mal leiere ich meiner Frau ein paar Tage Freigabe für
ein Mopped aus dem Kreuz.
Frank
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