Volker Bartheld
2021-03-15 13:56:01 UTC
Kurzfassung: Batterie an Yamaha WR250X kaputt, getauscht, geht wieder.
Eilige Leser, die unter ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) leiden,
dürfen jetzt schon weiterklicken.
Tat ich eines beliebigen Donnerstags der besten Anja von allen einen
Gefallen: Hauptuntersuchung an der Yamaha WR250X seit drei Jahren
abgelaufen, der $Kumpel vom GTÜ notorisch unterfordert (Panikrentner kommen
immer am 1. Werktag eines Monats) und die Fahrt zur Prüfstelle dauert nur
eine gute Stunde, bei motorradangepaßtem Marschtempo.
Was soll da also schiefgehen?
Nun, zunächst mal die Startprozedur. Natürlich muß die WRX beim
Zündschlüsseldreh UNBEDINGT ihr Abblendlicht einschalten. Und mit der
Benzinpumpe pumpen. Und noch diverse andere wichtige Dinge erledigen. Ergo
war für den folgenden Startvorgang nicht mehr genug Tiger im Tank - pardon
- Elektronen in der Yuasa-Bleibatterie. Schon interessant, daß das
Abblendlicht so funzelig gar nicht war, der Starter dann aber nach ein paar
Umdrehungen nur noch schnatterte.
Umfallträchtige Anschiebe-Artistik wollte ich mir nicht zumuten, also die
Tiefgaragenrampe hochgeschoben und die wundersame Wirkung der
Hangabtriebskraft genutzt. Springt an, läuft wie ein Einser. Wie ein Einser
läuft natürlich mir auch der Schweiß, Endurojacke, MX-Stiefel,
Protektorenhose, Thor-Crosshose, Gericke-Toureg-Endurojacke, Airoh-Helm,
ProGrip-Brille und Held-Lederhandschuhen ihr Dank.
Bei der KTM würde ich dieses Risiko natürlich niemals eingehen, die ewig
zuverlässige Japanerin hat mich eingelullt.
Außer dem üblichen Berufsverkehrwahnsinn in München und der Tatsache, daß
ich am Renthal-Lenker mit Mittelstrebe mein Garmin-Navi nicht befestigen
kann, keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin über Grünwald, Schäftlarn,
Wolfratshausen, Eurasburg, Seeshaupt und diverse andere Käffer im
Hinterland gefahren, zwengs der Rennleitung, die ohne Frage auf
irgendwelchen Ring- und Einfallstraßen nichts Besseres zu tun hat, als auf
mein Kennzeichen zu starren. Grüne Bapperl kommen leider erst 2024 wieder
dran, das war mir zu auffällig. Quasi der erhobene Stinkefinger des
Verkehrsrowdies.
Beim GTÜ dann die Poleposition ergattert. Ich konnte dem ungnädigen
Assistenten, der mir damals den HA-Federbruch am A3 bescheinigte,
glücklicherweise verklickern, daß sich die Geschichte besser mal $Kumpel
ansieht. Nichts Persönliches. Im Interesse seiner unsterblichen
Sachverständigenseele.
$Kumpel sah ein bißchen hierhin, ein bißchen dorthin, prüfte Lichtanlage,
die Rad- und Lenkkopflager plus Bremsen im Fahrversuch. Ohne Beanstandung.
Über den 9 Jahre alten und schon etwas viereckigen Hinterreifen, den
fehlenden rechten Außenspiegel, den Renthal-Lenker ohne ABE, die fehlenden
Soziusfußrasten, den praktischen Gepäckträger [tm] (R) (C) und noch andere
Optimierungsmaßnahmen haben wir kurz gesprochen und herzlich gelacht.
Sodann die Abgasuntersuchung, G-KAT OK, 0.0000% CO.
Schließlich noch ein humoriges Handyfoto mit (japanischer) Dame und
Sachverständigem, der eine ernste Sachverständigenmiene und einen ernst
erhobenen Sachverständigenzeigefinger machte. Das Foto muß ich Euch aus
Datenschutzgründen leider schuldig bleiben.
Plakette geklebt (2/2023), Prüfungsbericht ohne Mängel, 70€ gelöhnt. Das
war ja einfach.
Zurück dann über die B2, Starnberg, Gauting, Gräfelfing und Pasing, das
schien mir das geringere Übel. In Starnberg war natürlich die Hölle los,
was machen all die Menschen nur um diese Zeit?!?
Wegen fortgeschrittener Stunde wurde der Plan verworfen, jetzt noch die
frisch inspizierte und gereinigte Nikon D300 beim Dostal und Rudolf
abzuholen sowie meine Hanwag Tatra GTX beim
https://www.fusswerkmuenchen.de/ abzugeben (dort hat sich blitzartig die
Sohle verabschiedet, Hydrolyse: http://bergpost.hanwag.de/?p=461).
Stattdessen nicht über Los direkt ins Gefängnis (Arbeit).
Um 15:30 dann wild entschlossen der zweite und dritte Streich. Der Weg
führte mich durch eine apokalyptische Großbaustelle namens "München", die
in homöopathischen Dosen von halbwegs befahrbaren Wegen unterbrochen wurde.
Anders kann man diesen Irrsinn nicht nennen. War dann aber doch nach 25
Minuten da (prognostizierte Zeit fürs Fahrrad identisch), schwitzend und
mindestens 10 Punkte in Flensburg wert.
Abgabe meiner Bergtreter kein Problem, die Frau Merk wie immer sehr
zuvorkommend und freundlich. Nein, Auftrag bräuchte ich nicht
unterschreiben, man kennt sich ja schon. Sehr schön.
Schnell auf die direkt vorm Schaufenster geparkte und noch vor Hitze
tickernde WRX gehüpft und ab zum https://www.nikonservice-muenchen.de.
Druck auf den Anlasserknopf, WieWieWieWieWieWieWieWieWie... nix. Dreht
souverän durch (die Lichtmaschinska hat die Batterie also gut aufgeladen),
springt aber nicht an. UMS VERRECKEN NICHT. Blinkt mit der
Generatorleuchte. Wenn ich genau nachdenke, könnte mir auffe Arbeit sowas
wie der Hauch eines Startproblems aufgefallen sein, also nicht nach 2
Umdrehungen, sondern vielleicht nach 4, im zweiten Anlauf.
Hmnaja. Hinterher ist man immer schlauer.
Also: Das Murl ruckt und rührt sich nicht, auch nicht eine weitere
Garagenabfahrt hinunter, die ich in der Görrestraße aufgetan habe. Nun also
im Parklizenzbereich Schwabing irgendeinen Abstellplatz finden, wo ich
nicht sofort ein Knöllchen kriege. Wisch am Lenkergriff "DEFEKT! DER FICKEN
SCHEISSDRECK SPRINGT NICHT AN!!!111einself" glaubt mir doch eh niemand.
Glaube ich ja selbst nicht.
Eine Hecke am Gehsteig bei N48.156036 E11.563402 erscheint mir brauchbar,
da kann ich das Murls zu 50% drin verschwinden lassen. Inzwischen läuft mir
der Schweiß in Strömen bis in die Stiefel - wenn ich für jeden dämlichen
Blick nur einen Euro kriegte, ich könnte mir jetzt eine 690er KTM Enduro-R
kaufen. Ein hipper Singlespeedfahrer starrte mich sogar so eindringlich an,
daß ich nicht anders konnte und zurückstarren mußte. Eine ganze Ampelphase
lang. Vielleicht hat mein Voodoo gewirkt und der Typ erblindet auf recht
ungewöhnliche Weise, bei der sich die Augen solange aufblähen, bis sie
schließlich aus ihren Höhlen platzen.
Beim Dostal wieder angenehmer Alltag, kleiner Smalltalk, 127€, gut, daß ich
bei der Abgabe meiner Kamera das Handtuch zum Einwickeln im Laden vergessen
hatte, das kommt mir jetzt sehr gelegen: Schweißpfützen aufwischen.
Ich latsche also zur U-Bahn Universität, "Spießrutenlaufen mit Blasen an
den Haxen zwischen Corona-Ignoranten" wäre vielleicht ein treffender
Ausdruck für die klaustrophobische Episode, zu der sich mein Marsch
entwickelte. In der U-Bahn keinen Deut anders, die Menschen sitzen, stehen
und drängeln dicht an dicht, die Maske als Rotzbremse schon eher eine
Seltenheit, man trägt inzwischen Kinnschutz.
Glücklicherweise muß ich nur bis Sendlinger Tor und dann in die U1/U2
umsteigen, da ist erfahrungsgemäß weniger los. Trotzdem eine recht
angriffige Atmosphäre, eine blasse, rothaarige Frau mit semitransparenten,
cremefarbenen Spaghettiträger-Hängekleid keift drei im Türbereich
herumlungernde Jugendliche an. Sie sollen nicht dauernd auf ihre
Smartphones glotzen, sondern die Leute ein- und aussteigen lassen, schwingt
sich an der Haltestelle Kolumbusplatz auf ihren Besen und zischt - Funken
sprühend - zum Ausgang.
OK, das mit dem Besen war jetzt ganz leicht übertrieben, aber
nachvollziehen kann ich ihren Ärger schon.
Während mir die Schweißperlen übers Gesicht laufen und ich in die Maske
röchle (Habe ich echt so krassen Mundgeruch oder leben im Filtergewebe
schon irgendwelche abartigen Tierchen?) führt die Fahrt zum
Karl-Preis-Platz, wo sich ein weiterer Fußmarsch zur Arbeit anschließt. Im
3. Stock ist schon mein Büro, die Schwerkraft scheint sich plötzlich auf
20m/s^2 erhöht zu haben, ich spüre meine Beine kaum noch, die Umgebung
dreht sich.
Wie gut, daß sich im Rollcontainer Ersatzklamotten befinden, die habe ich
mir redlich verdient. Und einen Liter Wasser, den ich mir sofort hinter die
Binde kippe.
Was der WRX fehlt? Wir wissen es nicht. _Noch_ nicht. Es verdichten sich
aber die Indizien, daß es die Batterie ist. Polo Hi-Q. Die fallen gerne mal
urplötzlich aus. Dann gäbe es noch die Lichtmaschine, die im Zuge einer
Rückrufaktion vom https://moto-voelkl.de getauscht wurde, es hätten sich
irgendwelche Windungen aufschubbern und kurzschließen können. Wenns der
Fachhändler macht, dann macht er es richtig. Macht er doch, oder?
Das war nun also mein Donnerstag, kaum zu glauben, aber wahr.
Update: Wie ich also anderntags mit dem Cortese-Schandkarren (15€/Tag) vor
Ort eintrudle und das Motorrad aufladen will (kein Strafzettel), durchzuckt
mich ein diabolischer Gedanke. Was, wenn...
Und genau: Die Möhre springt sofort an. Als ob nichts gewesen wäre. Läuft
sauber im Standgas, dreht sauber hoch. Während ich das Zurrzeugs aus dem
Kofferraum hole und die Rampe ausklappe, darf die Yamaha warmlaufen. Scheiß
auf die Nachbarn.
Zweiter, lauwarmer Startversuch ebenfalls unauffällig. Mmmmmh. Das sind mir
ja die ALLERLIEBSTEN Störungen, diese Störungen der intermittierenden Art.
Aufladen des Murls problemlos, diese Kippmimik fürs Vorderrad, die im
Enduzustand vorne und hinten einen Anschlag bildet, ist gut gemeint aber
schlecht gemacht. Da braucht man zwei Hände für, fehlt eine für die
VR-Bremse. Was mir daheim fast eine vom Hänger gefallene WRX eingebockt
hätte.
Im Fehlerspeicher stehen:
19: Seitenständerschalter aktiv 30: Tipover/Lean Angle Sensor 46:
Unterspannung im Einspritzsystem
Nur 19 und 30 sind "no start"-Fehler (und der Seitenständerschalter wirkt
sich nur bei eingelegtem Gang aus), nachdem ich die Sensoren aber geprüft
habe, ist davon auszugehen, daß die Fehler Folgefehler der
Low-Voltage-Condition sind. Also erstmal die Batterie laden, ggfs.
ersetzen.
Einmal hat Sensor 20 (Seitenständer) dauerhaft "OFF" gemeldet, d. h.
ausgeklappt. Nach Klemmenwechsel war die Sache aber wieder OK, ich vermute
hier kein mechanisches oder elektrisches Problem, da hat sich eher das
Steuergerät verschluckt. Also erstmal laden, die Kraftpille. Und sich
anderen, wichtigeren Dingen zuwenden. Beispielsweise der Bremsanlage und
den Radlagern am olympischen Alptraum.
Kürzlich war ich wieder mal dämlich. Dämlich genug jedenfalls, die WRX
nochmal für eine Prüf- und Einstellfahrt in die Arbeit zu verwenden und
weil ich danach einen Arzttermin hatte. Die Fahrerei ist mit dem ÖPNV nicht
sinnvoll zu bewerkstelligen, mein Radl ist kaputt und für den Audi finde
ich keinen Parkplatz, dafür aber reichlich Idioten, die mir im Weg
rumstehen.
Was soll ich sagen: Um 8:30 das Murl @work, Mittags dann wieder das schon
beschriebene No-Start-Problem.
Nachdem platte Batterien in neumodischen Fahrzeugen ja offenbar ganz
sonderbare Effekte generieren (man hört da im Bekanntenkreis von
eskalierenden Lampenausfallwarnungen, permanentem Gemaule wegen "erhöhter
Entladung im Stand" und sogar über schaltfaule Automatikgetriebe, die man
für 2k5€ ohne Erfolg austauschte, wurde berichtet), ersetzen wir also
vorerst achselzuckend die und hoffen das Beste. So alt ist die Polo-Hi-Q
gar nicht, schätze mal 5-6 Jahre. Ich kaufte also die hier:
https://www.bannerbatterien.com/de/Batteriesuche/Motorr%C3%A4der/725-Yamaha/b10427-BJ
asozialerweise bei Batterie24, um dem weitgehend nutzlosen lokalen,
offenbar nicht systemrelevanten Motorradeinzelhandel endgültig den
Todesstoß zu versetzen.
Glücklicherweise hat weder der Orkan vergangene Nacht das Murl umgepustet,
sind irgendwelche Äste draufgefallen oder machte der Abrißbagger mit seiner
Betonschere - der mich schon seit Tagen nervt - aus dem Kraftrad eine
lustige 3D-Briefmarke.
War nicht vollkommen trivial, weil es entgegen der Produktabbildung neben
dem Kontaktblock einen Gußsteg gibt, der vermutlich den Gewindeklotz am
Herausfallen hindern soll. Dieser Steg interferiert am Pluspol aber ein
wenig mit der abgewinkelten Kontaktfahne, die Yamaha als Verdrehschutz
erfunden hat. Die Gewinde haben sich mit einer zusätzlich aktivierten
Reserve-Gehirnzelle, 20 Minuten Geduld und Spucke dann aber trotzdem
gefunden.
Zur großen Freude der Bauarbeiter, die sich natürlich sehr dafür
interessierten, was der stoppelbärtige Mann mit den Schrauberhandschuhen,
der BW-Moleskinhose und dem schwarzen Hoodie da im Schneegraupel wohl
macht. Man hätte glatt Eintrittskarten verkaufen können, lohnt sich aber
definitiv mehr bei der Bürgermiliz unserer Wohnanlage. Habe auch drauf
verzichtet, ein paar Stecknüsse im Gulli zu versenken, obwohl die Chance
dazu bestand.
Im Endergebnis angenehmer Alltag, nach kurzem Druck auf den Knopf brummt
das schwarze Bienchen wieder wie eh und je. Der Polo-Hausmarke-Wixdreck
wird entweder sofort im Wertstoffhof verklappt, oder - falls ein
anerkannter Batterieflüsterer im Freundeskreis Interesse bekundet - einem
"Streßtest" unterzogen, wenn ich mal dieses etwas überstrapazierte Buzzword
bemühen darf.
Volker
Eilige Leser, die unter ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) leiden,
dürfen jetzt schon weiterklicken.
Tat ich eines beliebigen Donnerstags der besten Anja von allen einen
Gefallen: Hauptuntersuchung an der Yamaha WR250X seit drei Jahren
abgelaufen, der $Kumpel vom GTÜ notorisch unterfordert (Panikrentner kommen
immer am 1. Werktag eines Monats) und die Fahrt zur Prüfstelle dauert nur
eine gute Stunde, bei motorradangepaßtem Marschtempo.
Was soll da also schiefgehen?
Nun, zunächst mal die Startprozedur. Natürlich muß die WRX beim
Zündschlüsseldreh UNBEDINGT ihr Abblendlicht einschalten. Und mit der
Benzinpumpe pumpen. Und noch diverse andere wichtige Dinge erledigen. Ergo
war für den folgenden Startvorgang nicht mehr genug Tiger im Tank - pardon
- Elektronen in der Yuasa-Bleibatterie. Schon interessant, daß das
Abblendlicht so funzelig gar nicht war, der Starter dann aber nach ein paar
Umdrehungen nur noch schnatterte.
Umfallträchtige Anschiebe-Artistik wollte ich mir nicht zumuten, also die
Tiefgaragenrampe hochgeschoben und die wundersame Wirkung der
Hangabtriebskraft genutzt. Springt an, läuft wie ein Einser. Wie ein Einser
läuft natürlich mir auch der Schweiß, Endurojacke, MX-Stiefel,
Protektorenhose, Thor-Crosshose, Gericke-Toureg-Endurojacke, Airoh-Helm,
ProGrip-Brille und Held-Lederhandschuhen ihr Dank.
Bei der KTM würde ich dieses Risiko natürlich niemals eingehen, die ewig
zuverlässige Japanerin hat mich eingelullt.
Außer dem üblichen Berufsverkehrwahnsinn in München und der Tatsache, daß
ich am Renthal-Lenker mit Mittelstrebe mein Garmin-Navi nicht befestigen
kann, keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin über Grünwald, Schäftlarn,
Wolfratshausen, Eurasburg, Seeshaupt und diverse andere Käffer im
Hinterland gefahren, zwengs der Rennleitung, die ohne Frage auf
irgendwelchen Ring- und Einfallstraßen nichts Besseres zu tun hat, als auf
mein Kennzeichen zu starren. Grüne Bapperl kommen leider erst 2024 wieder
dran, das war mir zu auffällig. Quasi der erhobene Stinkefinger des
Verkehrsrowdies.
Beim GTÜ dann die Poleposition ergattert. Ich konnte dem ungnädigen
Assistenten, der mir damals den HA-Federbruch am A3 bescheinigte,
glücklicherweise verklickern, daß sich die Geschichte besser mal $Kumpel
ansieht. Nichts Persönliches. Im Interesse seiner unsterblichen
Sachverständigenseele.
$Kumpel sah ein bißchen hierhin, ein bißchen dorthin, prüfte Lichtanlage,
die Rad- und Lenkkopflager plus Bremsen im Fahrversuch. Ohne Beanstandung.
Über den 9 Jahre alten und schon etwas viereckigen Hinterreifen, den
fehlenden rechten Außenspiegel, den Renthal-Lenker ohne ABE, die fehlenden
Soziusfußrasten, den praktischen Gepäckträger [tm] (R) (C) und noch andere
Optimierungsmaßnahmen haben wir kurz gesprochen und herzlich gelacht.
Sodann die Abgasuntersuchung, G-KAT OK, 0.0000% CO.
Schließlich noch ein humoriges Handyfoto mit (japanischer) Dame und
Sachverständigem, der eine ernste Sachverständigenmiene und einen ernst
erhobenen Sachverständigenzeigefinger machte. Das Foto muß ich Euch aus
Datenschutzgründen leider schuldig bleiben.
Plakette geklebt (2/2023), Prüfungsbericht ohne Mängel, 70€ gelöhnt. Das
war ja einfach.
Zurück dann über die B2, Starnberg, Gauting, Gräfelfing und Pasing, das
schien mir das geringere Übel. In Starnberg war natürlich die Hölle los,
was machen all die Menschen nur um diese Zeit?!?
Wegen fortgeschrittener Stunde wurde der Plan verworfen, jetzt noch die
frisch inspizierte und gereinigte Nikon D300 beim Dostal und Rudolf
abzuholen sowie meine Hanwag Tatra GTX beim
https://www.fusswerkmuenchen.de/ abzugeben (dort hat sich blitzartig die
Sohle verabschiedet, Hydrolyse: http://bergpost.hanwag.de/?p=461).
Stattdessen nicht über Los direkt ins Gefängnis (Arbeit).
Um 15:30 dann wild entschlossen der zweite und dritte Streich. Der Weg
führte mich durch eine apokalyptische Großbaustelle namens "München", die
in homöopathischen Dosen von halbwegs befahrbaren Wegen unterbrochen wurde.
Anders kann man diesen Irrsinn nicht nennen. War dann aber doch nach 25
Minuten da (prognostizierte Zeit fürs Fahrrad identisch), schwitzend und
mindestens 10 Punkte in Flensburg wert.
Abgabe meiner Bergtreter kein Problem, die Frau Merk wie immer sehr
zuvorkommend und freundlich. Nein, Auftrag bräuchte ich nicht
unterschreiben, man kennt sich ja schon. Sehr schön.
Schnell auf die direkt vorm Schaufenster geparkte und noch vor Hitze
tickernde WRX gehüpft und ab zum https://www.nikonservice-muenchen.de.
Druck auf den Anlasserknopf, WieWieWieWieWieWieWieWieWie... nix. Dreht
souverän durch (die Lichtmaschinska hat die Batterie also gut aufgeladen),
springt aber nicht an. UMS VERRECKEN NICHT. Blinkt mit der
Generatorleuchte. Wenn ich genau nachdenke, könnte mir auffe Arbeit sowas
wie der Hauch eines Startproblems aufgefallen sein, also nicht nach 2
Umdrehungen, sondern vielleicht nach 4, im zweiten Anlauf.
Hmnaja. Hinterher ist man immer schlauer.
Also: Das Murl ruckt und rührt sich nicht, auch nicht eine weitere
Garagenabfahrt hinunter, die ich in der Görrestraße aufgetan habe. Nun also
im Parklizenzbereich Schwabing irgendeinen Abstellplatz finden, wo ich
nicht sofort ein Knöllchen kriege. Wisch am Lenkergriff "DEFEKT! DER FICKEN
SCHEISSDRECK SPRINGT NICHT AN!!!111einself" glaubt mir doch eh niemand.
Glaube ich ja selbst nicht.
Eine Hecke am Gehsteig bei N48.156036 E11.563402 erscheint mir brauchbar,
da kann ich das Murls zu 50% drin verschwinden lassen. Inzwischen läuft mir
der Schweiß in Strömen bis in die Stiefel - wenn ich für jeden dämlichen
Blick nur einen Euro kriegte, ich könnte mir jetzt eine 690er KTM Enduro-R
kaufen. Ein hipper Singlespeedfahrer starrte mich sogar so eindringlich an,
daß ich nicht anders konnte und zurückstarren mußte. Eine ganze Ampelphase
lang. Vielleicht hat mein Voodoo gewirkt und der Typ erblindet auf recht
ungewöhnliche Weise, bei der sich die Augen solange aufblähen, bis sie
schließlich aus ihren Höhlen platzen.
Beim Dostal wieder angenehmer Alltag, kleiner Smalltalk, 127€, gut, daß ich
bei der Abgabe meiner Kamera das Handtuch zum Einwickeln im Laden vergessen
hatte, das kommt mir jetzt sehr gelegen: Schweißpfützen aufwischen.
Ich latsche also zur U-Bahn Universität, "Spießrutenlaufen mit Blasen an
den Haxen zwischen Corona-Ignoranten" wäre vielleicht ein treffender
Ausdruck für die klaustrophobische Episode, zu der sich mein Marsch
entwickelte. In der U-Bahn keinen Deut anders, die Menschen sitzen, stehen
und drängeln dicht an dicht, die Maske als Rotzbremse schon eher eine
Seltenheit, man trägt inzwischen Kinnschutz.
Glücklicherweise muß ich nur bis Sendlinger Tor und dann in die U1/U2
umsteigen, da ist erfahrungsgemäß weniger los. Trotzdem eine recht
angriffige Atmosphäre, eine blasse, rothaarige Frau mit semitransparenten,
cremefarbenen Spaghettiträger-Hängekleid keift drei im Türbereich
herumlungernde Jugendliche an. Sie sollen nicht dauernd auf ihre
Smartphones glotzen, sondern die Leute ein- und aussteigen lassen, schwingt
sich an der Haltestelle Kolumbusplatz auf ihren Besen und zischt - Funken
sprühend - zum Ausgang.
OK, das mit dem Besen war jetzt ganz leicht übertrieben, aber
nachvollziehen kann ich ihren Ärger schon.
Während mir die Schweißperlen übers Gesicht laufen und ich in die Maske
röchle (Habe ich echt so krassen Mundgeruch oder leben im Filtergewebe
schon irgendwelche abartigen Tierchen?) führt die Fahrt zum
Karl-Preis-Platz, wo sich ein weiterer Fußmarsch zur Arbeit anschließt. Im
3. Stock ist schon mein Büro, die Schwerkraft scheint sich plötzlich auf
20m/s^2 erhöht zu haben, ich spüre meine Beine kaum noch, die Umgebung
dreht sich.
Wie gut, daß sich im Rollcontainer Ersatzklamotten befinden, die habe ich
mir redlich verdient. Und einen Liter Wasser, den ich mir sofort hinter die
Binde kippe.
Was der WRX fehlt? Wir wissen es nicht. _Noch_ nicht. Es verdichten sich
aber die Indizien, daß es die Batterie ist. Polo Hi-Q. Die fallen gerne mal
urplötzlich aus. Dann gäbe es noch die Lichtmaschine, die im Zuge einer
Rückrufaktion vom https://moto-voelkl.de getauscht wurde, es hätten sich
irgendwelche Windungen aufschubbern und kurzschließen können. Wenns der
Fachhändler macht, dann macht er es richtig. Macht er doch, oder?
Das war nun also mein Donnerstag, kaum zu glauben, aber wahr.
Update: Wie ich also anderntags mit dem Cortese-Schandkarren (15€/Tag) vor
Ort eintrudle und das Motorrad aufladen will (kein Strafzettel), durchzuckt
mich ein diabolischer Gedanke. Was, wenn...
Und genau: Die Möhre springt sofort an. Als ob nichts gewesen wäre. Läuft
sauber im Standgas, dreht sauber hoch. Während ich das Zurrzeugs aus dem
Kofferraum hole und die Rampe ausklappe, darf die Yamaha warmlaufen. Scheiß
auf die Nachbarn.
Zweiter, lauwarmer Startversuch ebenfalls unauffällig. Mmmmmh. Das sind mir
ja die ALLERLIEBSTEN Störungen, diese Störungen der intermittierenden Art.
Aufladen des Murls problemlos, diese Kippmimik fürs Vorderrad, die im
Enduzustand vorne und hinten einen Anschlag bildet, ist gut gemeint aber
schlecht gemacht. Da braucht man zwei Hände für, fehlt eine für die
VR-Bremse. Was mir daheim fast eine vom Hänger gefallene WRX eingebockt
hätte.
Im Fehlerspeicher stehen:
19: Seitenständerschalter aktiv 30: Tipover/Lean Angle Sensor 46:
Unterspannung im Einspritzsystem
Nur 19 und 30 sind "no start"-Fehler (und der Seitenständerschalter wirkt
sich nur bei eingelegtem Gang aus), nachdem ich die Sensoren aber geprüft
habe, ist davon auszugehen, daß die Fehler Folgefehler der
Low-Voltage-Condition sind. Also erstmal die Batterie laden, ggfs.
ersetzen.
Einmal hat Sensor 20 (Seitenständer) dauerhaft "OFF" gemeldet, d. h.
ausgeklappt. Nach Klemmenwechsel war die Sache aber wieder OK, ich vermute
hier kein mechanisches oder elektrisches Problem, da hat sich eher das
Steuergerät verschluckt. Also erstmal laden, die Kraftpille. Und sich
anderen, wichtigeren Dingen zuwenden. Beispielsweise der Bremsanlage und
den Radlagern am olympischen Alptraum.
Kürzlich war ich wieder mal dämlich. Dämlich genug jedenfalls, die WRX
nochmal für eine Prüf- und Einstellfahrt in die Arbeit zu verwenden und
weil ich danach einen Arzttermin hatte. Die Fahrerei ist mit dem ÖPNV nicht
sinnvoll zu bewerkstelligen, mein Radl ist kaputt und für den Audi finde
ich keinen Parkplatz, dafür aber reichlich Idioten, die mir im Weg
rumstehen.
Was soll ich sagen: Um 8:30 das Murl @work, Mittags dann wieder das schon
beschriebene No-Start-Problem.
Nachdem platte Batterien in neumodischen Fahrzeugen ja offenbar ganz
sonderbare Effekte generieren (man hört da im Bekanntenkreis von
eskalierenden Lampenausfallwarnungen, permanentem Gemaule wegen "erhöhter
Entladung im Stand" und sogar über schaltfaule Automatikgetriebe, die man
für 2k5€ ohne Erfolg austauschte, wurde berichtet), ersetzen wir also
vorerst achselzuckend die und hoffen das Beste. So alt ist die Polo-Hi-Q
gar nicht, schätze mal 5-6 Jahre. Ich kaufte also die hier:
https://www.bannerbatterien.com/de/Batteriesuche/Motorr%C3%A4der/725-Yamaha/b10427-BJ
asozialerweise bei Batterie24, um dem weitgehend nutzlosen lokalen,
offenbar nicht systemrelevanten Motorradeinzelhandel endgültig den
Todesstoß zu versetzen.
Glücklicherweise hat weder der Orkan vergangene Nacht das Murl umgepustet,
sind irgendwelche Äste draufgefallen oder machte der Abrißbagger mit seiner
Betonschere - der mich schon seit Tagen nervt - aus dem Kraftrad eine
lustige 3D-Briefmarke.
War nicht vollkommen trivial, weil es entgegen der Produktabbildung neben
dem Kontaktblock einen Gußsteg gibt, der vermutlich den Gewindeklotz am
Herausfallen hindern soll. Dieser Steg interferiert am Pluspol aber ein
wenig mit der abgewinkelten Kontaktfahne, die Yamaha als Verdrehschutz
erfunden hat. Die Gewinde haben sich mit einer zusätzlich aktivierten
Reserve-Gehirnzelle, 20 Minuten Geduld und Spucke dann aber trotzdem
gefunden.
Zur großen Freude der Bauarbeiter, die sich natürlich sehr dafür
interessierten, was der stoppelbärtige Mann mit den Schrauberhandschuhen,
der BW-Moleskinhose und dem schwarzen Hoodie da im Schneegraupel wohl
macht. Man hätte glatt Eintrittskarten verkaufen können, lohnt sich aber
definitiv mehr bei der Bürgermiliz unserer Wohnanlage. Habe auch drauf
verzichtet, ein paar Stecknüsse im Gulli zu versenken, obwohl die Chance
dazu bestand.
Im Endergebnis angenehmer Alltag, nach kurzem Druck auf den Knopf brummt
das schwarze Bienchen wieder wie eh und je. Der Polo-Hausmarke-Wixdreck
wird entweder sofort im Wertstoffhof verklappt, oder - falls ein
anerkannter Batterieflüsterer im Freundeskreis Interesse bekundet - einem
"Streßtest" unterzogen, wenn ich mal dieses etwas überstrapazierte Buzzword
bemühen darf.
Volker