Discussion:
Todesursache Probleme BMW Integral-ABS?
(zu alt für eine Antwort)
hijag
2007-03-12 00:35:42 UTC
Permalink
Der Präsident des KBA erwähnte in seinem Bescheid vom 16.02.2007
Ermittlungen der StA Kempten (\"ungeklärte Fälle\"). Die Ermittlungen
in dem Todesfall (BMW R 1200 GS Adv.) sind aber bereits am 08.02.2007
schon eingestellt worden:

Zitat:

\"Der Grundsatz \'im Zweifel für den Angeklagten\', obwohl ein
derartiger Beschuldigter gegen Unbekannt noch nicht existent ist,
gebietet, dass die Ermittlungen nicht fortgeführt werden. Dann auch
wenn die Bremsanlage fehlerhaft gewesen wäre und hierbei eine
Verantwortlichkeit beim Motorradhersteller bzw. Ingenieuren des
Motorradherstellers zu suchen wären, konnte der Sachverständige andere
Unfallursachen, die evtl. auch ausschließlich im Bereich des
Verunglückten liegen, nicht ausschließen. Dieser Zweifelsgrundsatz
gebietet, dass die Ermittlungen nicht fortgeführt werden.\"


Eine umfassende Würdigung und vor allem Veröffentlichung der
inzwischen vorliegenden Akten der Staatsanwaltschaft wird es in naher
Zukunft geben. Zwischenzeitlich kann sich jeder selbst einen Überblick
über die Gründe verschaffen, weswegen ein Fahrer mit Integral-ABS
verunglücken und verunfallen kann. Abhängig von der Situation kann das
mit schwersten Verletzungen und eben auch dem Tod enden:

http://motorrad.wordpress.com/2007/03/11/probleme-integral-abs/



-----------

Wenn ein Unfall mit einem BMW-Motorrad mit BMW Motorrad Integral-ABS
(FTE automotive) passiert, kann also das Integral-ABS dafür ursächlich
verantwortlich sein:

A. Probleme “funktionierende” Bremse

1. Die Funktion des Bremskraftverstärkers (= Bremsassistent) führt
dazu, dass die Bremse nur schwer zu dosieren ist.

2. Die Bremse hat einen schweren Fehler mit der so genannten
Hinterrad-Abhebeerkennung. Unter bestimmten, für den Fahrer nicht
vorhersehbaren Situtationen, versagt die Bremse komplett. Das passiert
insbesondere bei Geschwindigkeiten um die 50 bis 80 Km/h auf welligem
Fahrbahnbelag, häufig auch bei Bergabfahrten. Dabei gibt es noch
weitere Parameter, die Einfluss auf dieses spezifische Phänomen haben:
Die Einstellung des Fahrwerks und die verwendeten Reifen. Es sind auch
sporadische “Ausreißer” nachgewiesen worden. Die Bremse öffnet
dann ungewöhnlich lange, dann sind bis zu 12 Meter
Bremswegverlängerung zu erwarten. Dieser Fehler wird im
Diagnoseprotokoll nicht ausgewiesen.

3. Das Integral-ABS ist bauartbedingt sehr langsam, was den Wiederaufbau
des Bremsdrucks bei Einsetzen der ABS-Regelung anbelangt. Das gilt
insbesondere für das erste Regelintervall, das Motorrad schießt mit
geöffneter Bremse nach vorne.

B. Problem ABS-Ausfall

Mitte April 2006 wurden 90.000 CAN-BUS Motorräder mit Integral-ABS in
die Werkstätten zurückgerufen (”freiwillige technische Aktion”).
Nach dieser “Umrüstung” soll es nach Aussagen des Präsidenten des
Kraftfahrt-Bundesamtes angeblich nur noch wenig wahrscheinlich sein,
dass das ABS ohne jede Vorwarnung durch eine Warnlampe ausfällt (in
diesen Fällen hatte die Bremskraftverstärkung weiter funktioniert).

Bei den Motorrädern, die nicht mit CAN-BUS ausgerüstet sind, gilt
weiterhin: Nur 5 x im ABS-Regelbereich bremsen.

C. Problem “Totalausfall” Bremse

1. Die Bremsanlage fällt bei ausnahmslos jedem Fehler des Systems aus,
breits ein kleines Sensorproblem oder ein Problem mit den elektrischen
Kontakten führt zum Ausfall. Aufgrund der hohen Komplexität ist das
System schon statistisch äußerst defektanfällig.

2. Der Ausfall der Bremsanlage wird durch eine Warnlampe im Cockpit
angezeigt. Eine Warnlampe im Cockpit vom Motorradfahrern ist keine
wirksame Warnung vor einem so wichtigen Systemausfall. Zahlreiche Fahrer
haben die Warnlampe nicht gesehen, als die Bremsanlage ausgefallen ist.
Beispielsweise sieht ein Fahrer die Warnlampe nicht, wenn er geblendet
wird, wenn er in eine Kurve hineinfährt und mit dem Gesicht zum
Scheitelpunkt der Kurve hinschaut und er sieht auch die Warnlampe sonst
nicht, abhängig von Körpergröße, Kopfhaltung und Helmdimensionen.

3. Wenn ein Fahrer die Warnlampe wirklich wahrnimmt, dann hilft ihm das
nichts. siehe Punkt 4.

4. Wenn die Bremsanlage ausfällt, fallen insgesamt fünf
Fahrerassistenz- und aktive Sicherheitssysteme aus. Es fällt das 1.
Antiblockiersystem, 2. die Bremskraftverstärkung der Bresme mit der
Funktionalität Bremsassistent, 3. die Bremsen-Verbundfunktion, 4. der
Hinterrad-Abhebeschutz sowie 5. die beladungsabhängige
Bremskraftverteilung auf Vorder- und Hinterrad aus. Der Ausfall dieser
fünf Systeme findet unmittelbar statt, d.h. ohne jede Verzögerung
sofort.

5. Bei Ausfall dieser fünf Fahrerassistenz- und aktiven
Sicherheitssysteme soll eine Grundfunktion zur Verfügung stehen, die
als “Restbremsfunktion” bezeichnet wird.

6. Die Wirksamkeit der “Restbremsfunktion” ist abhängig von der
Hebeleinstellung der Bremsarmatur (1 - 4).

7. “Restbremsfunktion” fühlt sich für den Fahrer wie eine defekte
Bremse an, das Ansprechverhalten ändert sich signifikant und die
Dosierung ist nur sehr schwer zu handhaben. Dabei fällt der Hebel,
abhängig von der Hebeleinstellung, entweder fast bis zum Lenker, oder
bis zum Lenker. In “Restbremsfunktion” verringert sich die in der
Realität erzielbare Bremswirkung deutlich. Sofern der Fahrer die
“Restbremsfunktion” überhaupt handhaben kann, erzielt er in
Abhängigkeit von Integral-ABS Iteration und Hebeleinstellung etwa nur
1/4 bis 3/4 der ursprünglich zur Verfügung stehenden Verzögerung.

8. Es kann vorkommen, dass technisch überhaupt keine Bremsleistung bei
“Restbremsfunktion” verfügbar ist. Das tritt dann auf, wenn sich
Luftblasen in der Bremsleitung befinden. Das kann vorkommen, (1) wenn in
der Werkstatt die Entlüftung der Bremse nicht korrekt durchgeführt
wurde, (2) wenn während des Betriebs aus irgendwelchen Gründen Luft in
die Leitungen gekommen ist und (3) wenn aufgrund von starker
Beanspruchung der Bremsanlage sich Dampfblasen gebildet haben. Aufgrund
von Kompensationseffekten der Pumpe im funktionierenden Zustand der
Bremse zeigt sich dieses sogenannte “Fading” jedenfalls erst in
“Restbremsfunktion”.

Dr. Robert Kahlenberg, verantwortlicher BMW Qualitätschef, teilte
bereits am 13.09.2004 mit:

\"Übrig bleibt der unbefriedigende Zustand der Komplexität unseres
Bremssystems.\"

\"Das System ist in seinen Auswirkungen und Rückfallebenen ungenügend
konzipiert. -> Nachfolgesystem.\"
--
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Peter Ruppert
2007-03-12 09:07:53 UTC
Permalink
Preisfrage:
was produzieren Eiferer, egal welcher Coleur??

Schwachsinn.

Grüsse
Peter
hijag
2007-03-14 00:48:22 UTC
Permalink
Inzwischen liegt die Akte der StA Kempten vor, insbesondere auch das
Gutachten des öffentlich bestellten und vereidigten Gutachters sowie
die Stellungnahme von BMW. Es geht um den Motorradunfall mit tödlichem
Ausgang mit einer BMW R 1200 GS Adventure mit Integral-ABS (FTE
automotive) im August 2006. Ein Teil der Akte liegt inzwischen auch
technisch versierten Teilnehmern von drm vor.

Von besonderem Interesse sind m.E. die Probleme bei den
Fehlermeldungen des Steuergerätes. Es soll so genannte
"Scheinfehlereinträge" geben:

"Eine korrekte Aufarbeitung der Fehlermeldungen kann nur durch
Offenlegung der Softwarestrukturen durch BMW erreicht werden, aus
denen die Parameter zu erkennen sind, die zu den "Schein"-
Fehlermeldungen führen.

Insgesamt sind drei Fehlermeldungen ausgelesen worden. Dabei auch
ein"interner Steuergerätefehler", der ratlos macht. Einer der Fehler
bestätigt ferner, dass die Aktivbremse des hinteren Radkreises
zumindest 170 km vor dem Unfall deaktiviert wurde (Fehlercode 618C: zu
hoher Druck im hinteren Radkreis). Bei der Fahrzeugüberprüfung war
dieser Fehler jedenfalls nicht mehr vorhanden. Laut BMW handelt es
sich beim Abschalten der Aktivbremse um einen sporadischen Fehler:

"..., ist von einem sporadischen Fehler auszugehen. Durch einen
Zündungswechsel wird die Auswirkung des Fehlers zuruckgesetzt und das
ABS-System ist wieder voll verfügbar."

Sporadisch schaltet sich also die Aktivbremse ab... - wenn ich das
richtig begreife.

Abschließend behauptet BMW:

"In jedem Fall haben die Aktivbremse sowie die ABS-Funktion am
Vorderrad des verunfallten Fahrzeuges zur Verfügung gestanden, wobei
die ABSWarnleuchte bei Ausfall des Systems geblinkt hätte."

Ich kann nur hoffen, dass es niemanden irritiert, wenn er plötzlich
großes Fernsehen im Cockpit hat, und sich die Bremse plötzlich völlig
verändert darstellt. Die letzten Worte aus dem Gutachten:

"Die Stellungnahmen der BMW Group sind daher zur Zeit nicht schlüssig
nachzuvollziehen."

Das ist alles ist nichts Neues.

Die These, dass die Hinweise über einen Fehler an der Bremsanlage an
einer Hochschule weiter untersucht werden sollen, sofern sich diese
beim anderen Gutachter, dessen Ort und Name ich nicht nenne,
bestätigen, behalte ich für mich. Das glaubt man ja nur - wenn man es
selbst liest.

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